Hagioskop

Im Zuge großer Epidemien im Mittelalter entstand die Notwendigkeit der geistlichen Versorgung aussätziger Lepra- oder Pestkranker getrennt von der Gemeinde. Ein kleines Fenster in einer Kirchenwand, ein hagios von heilig und skopein von sehen, wurde in die Kirchen eingebaut. So wurde sichergestellt, dass Menschen, die besonders krank oder geächtet aus der Gemeinschaft ausgestoßen waren, das Geschehen am Altar von außerhalb miterleben und die Kommunion empfangen konnten.

In großen Städten gab es Leprahäuser mit eigenen Kapellen, dies war auf dem Land nicht möglich. So entstanden die auch Lepraspalten genannten runden, rechteckigen oder auch kreuzförmigen Mauerdurchbrüche in der Außenwand einer Kirche. Nach dem Ausklingen der mittelalterlichen Lepraepidemien wurden viele Hagioskope verfüllt und zugemauert und viel später bei Restaurierungsarbeiten wiederentdeckt und rekonstruiert.

D. Spiekermann

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