Häuptlinge

Mit Häuptling wird ein – vermeintlich oder tatsächlich – führendes Mitglied einer Gesellschaft ohne ausgeprägtes Staatswesen bezeichnet. Im Zuge des Kolonialsimus hatten die Europäer diese Bezeichnung als undifferenzierten Sammelbegriff für die angeblich höchstgestellte Person innerhalb der sehr unterschiedlichen Herrschaftsformen der Eroberten eingeführt.

Bereits Jahrhunderte vor der Entdeckung Amerikas und vor dem Beginn des Kolonialismus war „Häuptling“ oder „Hovedling“ in Ostfriesland eine Standesbezeichnung für Männer, die sich aus den „Freien Friesen“ hervorgetan hatten. Durch Mut, Kraft, Intelligenz oder Machtstreben hatten sie sich Land angeeignet, versprachen den dort lebenden Bauern, Händlern sowie Handwerkern Schutz und verlangten im Gegenzug Abgaben. Innerhalb der späteren Grafschaft Ostfriesland (ab 1464) erhielten die Häuplingsfamilien viele Privilegien, die ihre wirtschaftliche und soziale Stellung stärkten, was einige ihrer mächtigen Burgen oder Schlösser heute noch bezeugen.

Hilke Arnold

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